Frau Michaela Ff. Heereman
Vorstand des Elternverein NRW e.V
Das Selbstbestimmungsgesetz
Der Koalitionsvertrag der Ampelregierung sieht eine Änderung des Personenstandsänderungsgesetzes vor. Es soll in Zukunft „Selbstbestimmungsgesetz“ heißen. Worum geht es?
Es geht darum, sein Geschlecht selbst bestimmen zu können, unabhängig vom angeborenen, biologischen Geschlecht. Dies ist ein Herzensanliegen derjenigen, die der Gendertheorie anhangen. Sie besagt, – kurz gefasst -, dass die psycho-soziale Identität (Gender) eines Menschen als Mann oder als Frau völlig unabhängig sei von seinem angeborenen Geschlecht (Sex). Sollte dies so sein, dann wäre es in der Tat folgerichtig, die Möglichkeit zu haben, sich als Mann oder als Frau zu bezeichnen, wie auch immer der eigene Körper beschaffen sein mag. Und so geht die Ampel denn auch davon aus, dass das Geschlecht eines Menschen eine ausschließlich subjektive Empfindung sei, über die nur die Betroffenen ein kompetentes Urteil fällen können.
Das Personenstandsänderungsgesetz, das jetzt im Koalitionsvertrag als „Selbstbestimmungsgesetz“ firmiert, und das SPD, Grüne, Linke und die FDP noch vor der Bundestagswahl eingebracht hatten, aber am Widerstand der CDU/CSU gescheitert war, sah deshalb vor, dass Jugendliche ab 14 Jahren ohne Zustimmung der Eltern und ohne ärztliches Gutachten und auch ohne schon 1 oder 2 Jahre im neuen Geschlecht gelebt zu haben, ihr Geschlecht ändern, also „selbstbestimmen“ können, folglich auch gegengeschlechtliche Hormone einnehmen, ja sogar nach einer bestimmten Zeit geschlechts-verändernde Operationen verlangen dürfen. – Was im Übrigen eine gewisse Inkonsequenz der Gendertheorie offenbart: Einerseits soll die geschlechtliche Identität eines Menschen unabhängig von seinem biologischen Geschlecht sein, andererseits soll der Wechsel vom einen in das andere Geschlecht mit biologischen Mitteln erreicht werden: mit gegengeschlechtlichen Hormonen.
Nun gibt es tatsächlich die sehr seltenen Fälle, in denen Erwachsene, – bis vor einigen Jahren fast ausschließlich Männer-, nach langen Jahren des Ringens, das meist schon in der Kindheit begann, ihr Geschlecht ändern und sich durch diese Änderung wie erlöst, vorkommen: endlich im richtigen Körper angekommen! Dies Problem kann z.B. durch Hormonstörungen im Mutterleib entstanden sein. Neurologische Untersuchungen ergaben in der Tat, dass Patienten mit einer derart lang anhaltenden Geschlechtsidentitätsstörung funktionelle und anatomische Befunde im Gehirn aufweisen, die mit ihrem gefühlten Geschlecht (Geschlechtsidentität) übereinstimmen und nicht mit ihrem angeborenen Geschlecht.
Solch transsexuelle Erwachsene zeigten schon seit früher Kindheit (ab 2 bis 4 Jahren) folgende Verhaltensweisen:
- Den starken, anhaltenden Wunsch oder das Beharren, zum anderen Geschlecht zu gehören
- Die starke Vorliebe, Kleidung des anderen Geschlechts anzuziehen, und bei Mädchen die Verweigerung typisch femininer Kleidung
- Die starke Vorliebe, im Spiel so zu tun, als gehöre man dem anderen Geschlecht an
- Die starke Vorliebe für Spielzeuge, Spiele und Aktivitäten, die für das andere Geschlecht typisch sind
- Die starke Vorliebe für Spielkameraden des anderen Geschlechts
- Die starke Ablehnung von Spielzeugen, Spielen und Aktivitäten, die für ihr anatomisches Geschlecht typisch sind (Jungen weigern sich beispielsweise, Fußball oder mit Lastwagen zu spielen)
- Eine starke Abneigung gegenüber ihrer Anatomie
- Ein starkes Verlangen nach den Geschlechtsmerkmalen, die ihrer gefühlten Geschlechtsidentität entsprechen.
Obzwar selbst solche schwerwiegende Geschlechtsdystrophien, also Geschlechtsidentitätsstörungen, mehrheitlich im Erwachsenenalter verschwinden, – manche Studien sprechen von 70%, andere von 80% oder gar 90% (Shrier, Murray, Haidt), muss man das Leiden der betroffenen Erwachsenen ernstnehmen und ihnen medizinische Hilfe geben.
Warum aber sollten Eltern nun hellhörig werden und vor den Landtagswahlen in NRW bei den Parteien nachfragen, welche Auffassung sie in dieser Frage haben? Weil wir vor einem neuen beunruhigenden Phänomen stehen, das sich in den USA und in Großbritannien geradezu lawinenartig verbreitet hat und in seinen Anfängen auch schon bei uns zu beobachten ist.
Noch im Jahr 2012 gab es keinerlei wissenschaftliche Literatur zur Geschlechtsdystrophie von Mädchen zwischen 11 und 21 Jahren. Seit 2015 sind nicht nur zum ersten Mal in der Geschichte der Medizin geborene Mädchen, die sich im falschen Körper wähnen, unter den Transpersonen zu finden, sondern sie stellen sogar die Mehrheit!
Die Zahl der Genderkliniken ist in Amerika von einer einzigen Klinik 2007 auf über fünfzig im Jahr 2020 gestiegen. In einem knappen Jahrzehnt ist die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die beim englischen Gender Identity Development Service Hilfe suchen, zweihundertmal größer geworden als zuvor. In den USA ist sogar die Anzahl der Jugendlichen in Kliniken, die geschlechtsangleichende Operationen durchführen, in nur 5 Jahren um 700% gestiegen. Und die übergroße Mehrheit dieser Jugendlichen sind Mädchen.
Besonders beunruhigend ist, dass alle Studien ausweisen, dass diese Mädchen mehrheitlich in ihrer Kindheit fröhliche „Girlies“ waren, die Rosa bevorzugten, Puppen liebten, Vater-Mutter- Kind, etc. spielten, kurz: keinerlei Abneigung gegen ihr angeborenes Geschlecht zeigten.
Die Meinungsänderung kommt heute im Alter zwischen 14 und 17 Jahren, für die meisten Eltern aus heiterem Himmel. Auffällig dabei ist, dass es sich kaum je um ein einzelnes Mädchen handelt, das sich plötzlich als „trans“ empfindet, sondern dass meist 3,4 oder gar 5 andere Mädchen einer Clique, einer Klasse, eines Jahrgangs zeitgleich oder kurz vorher ihr Outcoming hatten. Befragt, wie sie denn auf diese für die meisten Eltern total verblüffende Idee kommen, sich im falschen Körper zu befinden, lautet die Antwort, das Internet habe sie darüber aufgeklärt, worin ihre Probleme bestünden, sie wüssten jetzt, sie seien Trans.
Die Journalistin Abigail Shrier spricht in ihrem Buch „Irreversible Damage“ von „peer contagion“. Also von Ansteckung unter Gleichaltrigen, bzw. von „craze“, im Sinne eines gefährlichen Trends. In ihren Interviews mit Betroffenen oder deren Eltern trifft die Autorin immer auf das Phänomen stundenlanger Internetrecherchen der Mädchen und auf jubelnde Kommentare in den Sozialen Medien, wenn ein Mädchen sich als trans outet. Kein Chatpartner fragt je skeptisch nach, ob das Unbehagen am eigenen Geschlecht nicht auch andere Gründe haben könnte. In den USA und in Großbritannien dürfen Ärzte und Psychologen nur affirmativ, also bestätigend begleiten. Kritische Nachfragen, ob vielleicht noch andere psychische Problem bestehen, gelten als transphob, in manchen Bundesländern der USA macht man sich strafbar, geäußerte Zweifel an der Selbst-Diagnose gelten als Hate-Crime. Auch in Deutschland wird den Lehrern von den Schulämtern schon geraten, die Betroffenen mit ihren subjektiven Empfindungen nicht in Frage zu stellen und sie mit dem gewünschten Vornamen und Pronomen anzusprechen. Im Zeugnis allerdings steht noch der ursprüngliche Vorname.
Dass viele Mädchen vor ihrem Outcoming unter Depressionen, Esstörungen, Angstzuständen, Ritzen, oder auch unter dem Gefühl ein Außenseiter zu sein, litten, wird nicht thematisiert. Der bekannte Psychologe Jonathan Haidt führt den Anstieg von Depressionen und Selbstmordgedanken unter Teenagern zwischen 2005 und 2017 um 37% und den Anstieg von Selbstverletzungen seit 2009 unter weiblichen Teenagern um 62% auf das Internet zurück! Das IPhone wurde 2007 herausgebracht. Seit 2018 haben 95% der Teenager Zugang zu einem solchen und 45% von ihnen sagen, sie seien praktisch ständig online. Das pausenlose Werben um Likes und Friends, der ständige Vergleich mit Internet-Influencern und Promis führt dazu, dass das Teenageralter sozusagen synonym ist mit der Erkenntnis, dass der eigene Körper, das eigene Aussehen nicht genügt. Die Internet-Gemeinde übt einen ständigen Druck aus. Wenn dann die Erkenntnis, trans zu sein, im Internet nur gepriesen, unterstützt, ja befeuert wird, mit zustimmenden Kommentaren von transsexuellen Internetpromis belobigt, fühlt sich ein psychisch verunsichertes Mädchen plötzlich von einer riesengroßen Familie nicht nur akzeptiert, sondern geliebt und gefeiert. Der Schritt, mit einer Hormonbehandlung zu beginnen, wirkt klein und geradezu selbstverständlich; die Folgen sind irreversibel. Oft werden sie später bedauert: Unfruchtbarkeit und womöglich riskante, schmerzhafte Operationen mit lebenslangen Folgen.
Sollte die Ampel-Regierung dies wirklich schon ab 14 Jahren erlauben, dann ist das unverantwortlich! Junge Mädchen dieses Alters sind schon immer durch ihre Pubertät und die damit verbundenen körperlichen Veränderungen extrem verunsichert. Wenn heute noch der Druck zu gefallen durch die Sozialen Medien hinzukommt und das Bewerben der Transsexualität durch deren Community, dann wird es auch in Deutschland dazu kommen, dass junge Mädchen, ohne die Tragweite ihres Entschlusses ermessen zu können, zu irreversiblen Entscheidungen verführt werden. Wie schnell das gehen kann, konnte ich vor kurzem in der Rheinischen Post nachlesen. Von einem ehemaligen Lehrer einer der angesehensten Mädchenschulen in NRW hatte ich erfahren, dass dort „zwei junge, attraktive Männer“ in Kürze Abitur machen werden. Der ganze Jahrgang habe diesen Prozess der Schulkameradinnen zu Transmännern tolerant und zustimmend begleitet. 2 bis 3 Wochen später las ich in der Rheinischen Post, dass nunmehr schon 4 junge attraktive Männer an dieser Mädchenschule Abitur machen würden. Quod erat demonstrandum.
Quellen und weiterführende Literatur:
Douglas Murray, Der Wahnsinn der Massen. Wie Meinungsmache und Hysterie unsere Gesellschaft vergiften, München 2019
Greg Lukianoff, Jonathan Haidt, The Coddling of the American Mind. How Good Intentions and Bad Ideas are Setting up a Generation for Failure, New York 2018
Abigail Shrier, Irreversible Damage. Teenage Girls and the Transgender Craze, London 2020
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