EV NRW 1974

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WARUM ELTERNVEREIN NRW - 1974?

Meine Mitgliedschaft im Elternverein NRW begann mit der Gründung des Vereins im Frühjahr 1974 in Bonn. Ich war Mutter von vier Kindern im Alter von 6 bis 13 Jahren und hatte bereits Erfahrungen in Mitwirkungsgremien der Schulen meiner Kinder sammeln können.

Es brodelte in der Gesellschaft, besonders in den Schulen. Schulversuche wurden ohne Elternmitwirkung begonnen, in Richtlinien und Lehrplänen wurde heftig "reformiert", neue Schulbücher mit antiautoritären Textinhalten verunsicherten viele Eltern.

Die Pädagogik der "Neuen Linken" kam als sogenannte Emanzipatorische Pädagogik mit den Schlagworten "Selbstbestimmung", "Kritikfähigkeit", "Mündigkeit" und "Autonomie" daher. Darin war das Bestreben erkennbar, daß Kinder, Jugendliche und Erwachsene sich zu befreien hätten von den Zwängen des Überkommenen, von Bindungen an bestimmte Normen, Glaubensüberzeugungen und Institutionen der Gesellschaft, insbesondere auch der Familie.

Die damalige SPD-Landesregierung mit Kultusminister Girgenson erließ 1973/74 die "Richtlinien für den Politik-Unterricht" für die Klassen 5 bis 10, in denen sich diese Ideologie deutlich widerspiegelte. Die Veränderung der Gesellschaft war politisches Ziel. Junge Menschen sollten in die Lage versetzt werden, die gesellschaftlichen Normen frei und selbstverantwortlich anzuerkennen oder abzulehnen und sich gegebenenfalls für andere zu entscheiden!

Im Gegensatz dazu waren die Mitwirkungsmöglichkeiten für uns Eltern in der Schule begrenzt. Obwohl das Erziehungsrecht der Eltern im Grundgesetz verankert ist und die Landesverfassung von NRW die Mitwirkung der Eltern bei der Gestaltung des Schulwesens ausdrücklich vorsieht, wurde uns eine Mitwirkung in wesentlichen Fragen vorenthalten, so z. B. zur Schulstruktur, zu Unterrichtsinhalten, Lehrplänen und -büchern.

Die Arbeitsmöglichkeiten in den Klassen- und Schulpflegschaften waren wenig befriedigend. Informationen, auch über Mitwirkungsmöglichkeiten, wurden verzögert oder vorenthalten.

Mitwirkungsmöglichkeiten der Eltern im Schulwesen war das Thema, mit dem der Elternverein NRW in seiner ersten Pressekonferenz ein breites Echo fand. Im Elternverein Mitglied zu sein, war mir sehr wichtig. Hier erhielt ich die notwendigen Informationen. Außerdem erhielten wir Mitglieder rechtzeitig Einblick in die wichtigen bildungspolitischen Vorhaben der Landesregierung wie geplante Rechtsverordnungen und Gesetze. Sonderveröffentlichungen zu bestimmten Schwerpunkten, z. B. der Sexualerziehung und der 5-Tage-Woche wurden erarbeitet. Das gab uns die Möglichkeit, im Kreise interessierter Eltern sachkundig zu diskutieren und durch Sachkenntnis Entscheidungen zu beeinflussen.

Noch bevor das neue Schulmitwirkungsgesetz verabschiedet war, versuchte die Landesregierung, das gegliederte Schulwesen durch das Schulstrukturgesetz auszuhebeln und die Gesamtschule zur alleinigen weiterführenden Schulform zu machen. Die Steigerung der Schulversuche in NRW von 7 Schulen im Schuljahr 1969/70 auf 16 im Schuljahr 1973/74 beunruhigte die Eltern sehr. Hinter dem verführerischen, breit propagierten Schlagwort "Chancengleichheit", die allen Schülern durch die Gesamtschule widerfahren sollte, verbarg sich gefährlicher Sprengstoff für Hauptschulen, Realschulen und Gymnasien. Nicht zuletzt deshalb wurde der Elternverein einer der entschiedensten und erfolgreichsten Kritiker der Gesamtschule.

Meine Arbeit im Elternverein war immer von der Motivation getragen, "daß Eltern zu einer gesellschaftlichen Kraft werden, an der Politiker nicht vorbeigehen können", wie es in unserem ersten Aufnahmeantrag für den Elternverein hieß. Auch heute sollten Eltern in diesem Streben nicht nachlassen.

Beate Hopmann

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Stand: 11.02.2012